Sehr geehrter Gast,
hier die Antwort der Verwaltung auf Ihre Frage:
Die Überbauten der Brücken in Ludwigshafen verlaufen über mehrere Pfeiler und wurden abschnittsweise betoniert. Die Spannglieder, sozusagen das Rückgrat des Überbaus“, wurden hierbei in gesamter Länge eines Betonierabschnitts verlegt und in den Arbeitsfugen mit den Spanngliedern im benachbarten Betonierabschnitt über sog. „Kopplungsanker“ miteinander verbunden. Diese Kopplungsanker liegen zur Hälfte im ersten und zur anderen Hälfte im darauf folgenden Betonierabschnitt. Das erfolgte immer bei allen Spanngliedern des Überbaus in dieser Betonierfuge zwischen den Abschnitten, daher spricht man auch von einer 100%-igen Kopplung der Spannstähle (siehe beigefügter Plan zur Spanngliedführung eines Betonierabschnitts).
Die Koppelfugen stellen jedoch eine Schwachstelle im Kontinuitätsverhalten des Hauptträgers dar, da die Koppelanker einen hohen Platzbedarf haben und oftmals die gesamte Stegfläche des Betonquerschnitts in Anspruch nehmen (siehe Querschnitt im Plan). Das hat zur Folge, dass eventuelle Zugkräfte im Querschnitt nicht mehr übertragen werden können – die Folge sind Risse in den Koppelfugen, bei der B44 z.T. 2 mm breit, wodurch in den Spannstählen unzulässig hohe Schwingbreiten und Stahlspannungen erzeugt werden. Aufgrund defekter Entwässerungen konnte außerdem Wasser in die Risse eindringen, die Stähle begannen zu korrodieren. Hinzu kommt die ungenügende Stahlgüte der beim Bau verwendeten Spannstähle (sog. Sigma oval-Stähle), die extrem spannungsrissgefährdet sind. Die nicht ausreichende Betonstahlbewehrung und eine nur ungenügende Betondeckung trugen ein übriges zu dem schlechten Zustand der Überbauten bei.
Aus obigen Gründen sind 100%-igen Kopplungen der Spannstähle bei Neubauvorhaben heute nicht mehr zulässig. Heute mischt man die Kopplung derart, dass 50% der Spannglieder über feste Kopplungsanker (in der Betonierfuge) und der Rest über bewegliche Anker gestoßen wird. Diese beweglichen Anker liegen dann im Feld des benachbarten Betonierabschnitts (siehe Bild).
Viele Grüße
Christian Pump
(Moderation)