Warum genau konnte man den Schaden an der Piltzhoc

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Warum genau konnte man den Schaden an der Piltzhochstraße nicht früher so einschätzen wie er nun heute eingeschätzt wird? Hat man nicht genau genug kontrolliert vorher??

Beantwortet
Antwort der Verwaltung: 

Lieber Gast,

ein jedes Bauwerk unterliegt der DIN 1076. Sie ist eine strenge Prüfrichtlinie, die vorschreibt, wie und wann geprüft wird. Der Prüfrhythmus wiederholt sich alle sechs Jahre.

1. Jahr: Hauptprüfung
2. Jahr: Prüfung als Besichtigung
3. Jahr: Prüfung als Besichtigung
4. Jahr: Einfache Prüfung
5. Jahr: Prüfung als Besichtigung
6. Jahr: Prüfung als Besichtigung
7. Jahr: Hauptprüfung

Unabhängig von den jährlichen Prüfungen sind auch zwei laufende Beobachtungen im Jahr notwendig. Die ausschlaggebende Prüfung ist die Hauptprüfung. Bei dieser Prüfung ist eine sogenannte handnahe Prüfung aller Konstruktionsteile der Brücke erforderlich. Diese ist in der maßgeblichen Richtlinie für Bauwerksprüfungen DIN 1076 festgelegt. Bei dieser Art der Prüfung werden alle technisch zugänglichen Konstruktionsteile der Brücke inspiziert. Eine Zuhilfenahme von Besichtigungsgeräten, Rüstungen oder ähnlichem ist notwendig um eine sogenannte handnahe Prüfung gewährleisten zu können.

Die Hochstraße Süd besteht aus mehreren Brückenbauwerken: der Brücke am Bruchwiesenknoten, der Pylonbrücke, der „Weißen“ Hochstraße, der Pilzhochstraße, die 1959 fertiggestellt wurde, der Rheinvorlandbrücke und der Konrad-Adenauer-Brücke. 1968 wurden die Weiße Hochstraße, Pylonbrücke und die Brücke am Bruchwiesenknoten gebaut. Turnusgemäß wurden an der Pilzhochstraße zwischen 1985 und 1988 der Beton sowie die Übergangskonstruktion saniert. Gleiches geschah zwischen 1998 – 2003 für die so genannte Weiße Hochstraße. 2003 wurde die Rheinvorlandbrücke gebaut. Die Pylonbrücke erhielt von 2004 bis 2008 einen umfassenden Korrosionsschutz.
Im Zuge der turnusmäßigen und ingenieurfachlichen Bestandsaufnahme der Pilzhochstraße 2011 wurde der Austausch der Lager und der Entwässerungseinrichtung als vorrangigen Maßnahmen definiert. Die Sanierung des Überbaus könnte erst im Nachgang erfolgen. Zur Bestätigung dieser Annahme wurden im Jahre 2012 Baustoffuntersuchungen an der Fahrbahnplatte durchgeführt. Bei diesen Untersuchungen wurden keine größeren Probleme festgestellt.
2015-2016 wurden die Lager der Pilzhochstraße ausgetauscht. Im Mai 2016 beauftragte die Verwaltung ein Fachingenieurbüro mit den Voruntersuchungen zur Sanierung des Überbaus der Pilzhochstraße. Zusätzliche Baustoffuntersuchungen wurden im Sommer 2016 vorgenommen. Der Schädigungsumfang an den Spanngliedköpfen ist aber erst durch die endoskopischen Aufnahmen im Dezember 2016 festgestellt worden. In Zusammenhang mit der Sanierung der Spanngliedköpfe müssen Eingriffe in die Tragstruktur vorgenommen werden. Somit war zwingend eine statische Nachrechnung vorzunehmen. Dabei stellte es sich heraus, dass die Brücke - legt man die heutigen Berechnungsvorschriften zugrunde - in verschiedenen Bereichen statisch unterdimensioniert ist. Dies ist darauf zurück zu führen, dass man zum Zeitpunkt des Baus noch nicht die rechnerischen Möglichkeit hatte, alle statischen Einflüsse zu erfassen. Dass man das erst jetzt festgestellt hat und nicht bereits in den letzten Jahren, liegt daran, dass es bisher überhaupt keinen Grund gab, die Brücke nachzurechnen. Die statische Unterdimensionierung ist das eigentliche Problem, die letztlich zu der Explosion des Sanierungsumfangs führt.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Stadtverwaltung