Fit for (Climate) Future: Eine nachhaltige Stadtentwicklung fördern
Worum geht es?
Worum geht es?
Nach erfolgreicher Bewerbung beim Bundesumweltministerium um entsprechende Fördergelder, konnte das Projekt "Fit for (Climate) Future - Prognose stadtklimatischer Auswirkungen des Klimawandels auf Siedlung und Industrie in Ludwigshafen am Rhein" zur Erstellung einer Stadtklimaanalyse mit einem daraus folgenden Klimaanpassungskonzept auf den Weg gebracht werden. Zunächst findet eine Analyse des vergangenen, aktuellen und voraussichtlichen zukünftigen Stadtklimas statt, um sogenannte städtische Hitzeinseln zu identifizieren. Aufbauend auf deren Ergebnissen werden Maßnahmen zur Eindämmung einer weiteren Überwärmung bestimmter Bereiche entwickelt. Kooperationspartner sind das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen sowie die BASF SE. Die Förderquote liegt bei 90%. Das Projekt läuft bis Ende März 2025.
Was ist eine Stadtklimaanalyse?
Was ist eine Stadtklimaanalyse?
Wetterextreme, wie zum Beispiel Hitzewellen oder Starkniederschläge, werden immer häufiger und heftiger. Hitzebelastungen können abgemildert werden, indem das städtische Klima analysiert und Problemzonen definiert werden, um entsprechende Maßnahmen abzuleiten. Eine Stadtklimaanalyse untersucht daher die Klimaparameter und -effekte wie Lufttemperatur, Kaltluftbildung, -abflüsse und Belüftung, die durch Flächennutzung und Topographie verschieden stark sind. Die Karten zeigen das Gefüge zwischen den kühleren Grün- und Freiflächen und den wärmeren Zonen heute und künftig.
Wozu wird diese erstellt?
Wozu wird diese erstellt?
Die Folgen des Klimawandels bedeuten neue Herausforderungen für die Entwicklung unserer Städte und Gemeinden. Besonders der mit dem Klimawandel einhergehende Temperaturanstieg führt zu starken Belastungen der menschlichen Gesundheit – und zwar vor allem bei Kleinkindern, Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen. Wenn wir wissen möchten, wie sich die Folgen des Klimawandels auf die eigene Kommune auswirken – aktuell und auch in der Zukunft – dann brauchen wir Stadtklimaanalysen, denn diese können helfen, die eigene Situation richtig einzuschätzen. Dabei spielen etwa folgende Fragen eine wichtige Rolle:
Wie hoch ist die Belastung bereits?
Welche Bereiche sind besonders betroffen?
Wie wird sich die Situation in der Zukunft noch verändern?
Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?
Welche Baustrukturen ermöglichen auch in Zukunft gute Lebensbedingungen im Umgang mit Hitze? Welche Freiflächen sind für Abkühlung, als Luftleitbahn oder als Wasserspeicher wichtig?
Übrigens: Die aktuelle Analyse ist keineswegs die erste in Ludwigshafen. Schon seit den 1970er Jahren werden für einzelne Bauprojekte gezielte Klimaanalysen mit Maßnahmenvorschlägen erstellt. Zum letzten Flächennutzungsplan von 2000 wurde ebenfalls eine begleitende Klimaanalyse durchgeführt (siehe Klimagutachten 1999/2000).
Ludwigshafen zählt zu den meistversiegelten Städten in Deutschland. Wie will die Stadt unter diesen Voraussetzungen auf die zunehmend heißeren Sommer reagieren?
Ludwigshafen zählt zu den meistversiegelten Städten in Deutschland. Wie will die Stadt unter diesen Voraussetzungen auf die zunehmend heißeren Sommer reagieren?
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass im Stadtgebiet Ludwigshafen der Versiegelungsgrad in den Wohnsiedlungsbereichen nicht wesentlich anders ist, als in anderen Städten. Ein wesentlicher Faktor in Ludwigshafen ist der Anteil an Industrie und verarbeitendem Gewerbe, der sehr hohe Versiegelungsgrade aufweist. Dies ist weitgehend notwendig, um eine Belastung des Grundwassers durch Schadstoffe über Produktion, Lagerung und Transport zu vermeiden und ist auch ganz klar Vorgabe aus dem Wasserrecht. Dort wo eine Reduzierung der Flächenversiegelung möglich ist, wird dies auch gemacht.
In Ludwigshafen gilt es, Orte zu identifizieren, die eine starke Hitzebelastung aufweisen und an denen zugleich besonders von Hitze betroffene Menschen wohnen oder arbeiten.
Das Projekt "Fit for (Climate) future“ greift dieses Thema auf. Es werden Empfehlungen entwickelt, wie den temperaturbedingten Veränderungen des Klimas und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen in der Stadt Rechnung getragen werden können und wie die Umsetzung in Planungsprozessen gelingen kann.
Hierbei liegt ein Schwerpunkt auf Stadtentwicklung und stadtplanerischen Prozessen sowie ein weiterer auf Hinweisen für die in Ludwigshafen angesiedelten Industrieunternehmen und ihrem Umgang mit den Klimawandelfolgen auf Arbeitsprozesse und Arbeitsschutz.
Die Ergebnisse fließen direkt in die derzeit in Überarbeitung befindliche Flächennutzungsplanung ein, mit der die künftige Stadtentwicklung gesteuert wird. In einem weiteren Förderprojekt wird mit Unterstützung durch das Land Rheinland-Pfalz ein Starkregen- und Hochwasservorsorgekonzept für Ludwigshafen entwickelt.
Welche Förderprogramme nutzt die Stadt?
Welche Förderprogramme nutzt die Stadt?
Ludwigshafen ist als hochverschuldete Kommune zur Umsetzung entsprechender Maßnahmen auf die Unterstützung durch verschiedene Fördermittel angewiesen. Aktuell gibt es eine Reihe von geplanten Klimaanpassungsmaßnahmen, die über verschiedene Förderprogramme des Landes Rheinland-Pfalz sowie des Bundes gefördert werden. So sind unterschiedliche Maßnahmen über das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation RLP (KIPKI) geplant oder werden bereits umgesetzt. Ebenso sind mehrere Projekte im Rahmen des "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz in der Bewerbungsphase oder bereits in der Vorbereitung.
Warum werden Maßnahmen nicht schneller umgesetzt?
Warum werden Maßnahmen nicht schneller umgesetzt?
Wie bereits im oberen Teil erläutert, brauchen Stadtentwicklungsplanungen und großflächige Veränderungen Zeit und sind als gesamtgesellschaftliche (generationenübergreifende) Aufgaben zu begreifen. Anhand von Klimaanalysen werden Grundlagen für die künftige Planung geschaffen sowie entsprechende Maßnahmen erarbeitet.
Zur Umsetzung solcher Maßnahmen ist Ludwigshafen wiederum unbedingt auf die finanzielle Förderung aus öffentlichen Mitteln durch den Bund und das Land angewiesen. Auch die Beantragung dieser Mittel benötigt Zeit und personelle Kapazitäten. Nicht selten können zwischen der Beantragung und dem tatsächlichen Start eines Förderprojektes mehrere Monate oder sogar ein bis zwei Jahre liegen.
Was kann ich selbst tun, damit sich das Stadtklima in den Sommermonaten nicht so stark aufheizt?
Was kann ich selbst tun, damit sich das Stadtklima in den Sommermonaten nicht so stark aufheizt?
Auch im privaten Bereich ist Entsiegelung ein wichtiger Schritt zur weniger starken Aufheizung der unmittelbaren Umgebung. Naturnahe Gärten, Fassaden- oder Dachbegrünungen und auch Balkonbepflanzungen reduzieren die Erwärmung und tragen zur nächtlichen Abkühlung ihrer unmittelbaren Umgebung bei.
Mit Mitteln aus einem Förderprogramm des Landes gibt es zur Unterstützung bei der Entsiegelung von privaten Grundstücken oder der Anlage von Dach- und Fassadenbegrünungen für Ludwigshafener Bürger*innen die Möglichkeit einer finanziellen Förderung. Informieren Sie sich hierzu: ludwigshafen.de/standort-mit-zukunft/klima/foerderprogramme
Rainer Ritthaler, Leiter des Bereichs Umwelt und Klima, zeigt am 25. Oktober 2024 ab 19 Uhr in einem Vortrag die manchmal etwas versteckten grünen Seiten von Ludwigshafen. Ort: Seniorenresidenz “Änne Rumetsch”, Neustadter Ring 2,
67067 Ludwigshafen-Maudach
Für Anregungen zur klimaangepassten Gestaltung von (Vor-)Gärten gibt es am 29. Oktober 2024 eine kostenlose Kooperations-Veranstaltung mit der VHS: "Wassersparend & klimafreundlich: Der (Vor-) Garten als Schwamm“. www.vhs-lu.de
An wen kann ich mich bei weiteren Fragen wenden?
An wen kann ich mich bei weiteren Fragen wenden?
Ansprechpartnerin ist Christiane Stolz, Bereich Umwelt und Klima, Telefon 0621 504-2932, E-Mail: umwelt@ludwigshafen.de
Kurzbeschreibungen zu den Klimakarten
Kurzbeschreibungen zu den Klimakarten
In das Modell der Klimakarten unten im Download-Bereich sind sämtliche Grundlagendaten zur Stadtstruktur Ludwigshafens eingeflossen, unter anderem die unterschiedlichen Flächennutzungen (Bebauung, Grünflächen, Wasserflächen etc.), Luftbilder, topographische Karten, Geländehöhen, Gebäudemodelle, Baumkataster, Straßen- und Gleisflächen, Lärmschutzwände. Daraus entsteht ein digitales Abbild der Stadt mit einer Auflösung in einem 5-Meter-Raster. Für die Zukunftsprognosen ins Jahr 2045 wurde ein allgemeiner Temperaturanstieg von 1,7 Grad sowie eine zusätzliche Trockenheit aufgrund des bereits spürbaren und weiter zu erwartenden Klimawandels zugrunde gelegt.
Zu jedem Kartenthema wurden jeweils drei berechnete Szenarien aufgezeigt: erstens die aktuelle klimatische Ist-Situation, eine errechnete Zukunftsprognose für 2045 ohne irgendeine bauliche Veränderung sowie eine errechnete Zukunftsprognose für 2045 mit der größtmöglichen hinzukommenden Bebauung.
Die größtmögliche Bebauung ergibt sich aus potenziellen Flächen, die noch in der Flächennutzungsplanung von 1999 als Entwicklungsflächen (also als mögliche Bebauungsflächen) ausgewiesen sind und solchen Flächen, die im übergeordneten Regionalplan als mögliche Bebauungsflächen vorgesehen sind. Für diese Flächen wurde eine bestimmte Art der Bebauung angenommen (je nach Nutzungsart Gewerbe oder Wohnen), die sich aus der Baunutzungsverordnung und daraus resultierenden prozentualen Anteilen für Grünfläche oder bebaute Fläche oder auch Geschosshöhen ergibt. Diese Art der angenommenen Bebauung wird als sogenannter Mischpixelansatz bezeichnet, in dem die eben genannten Anteile an unterschiedlichen Nutzungen enthalten sind, die allerdings in der Darstellung keine genauere Ausgestaltung der Fläche erkennen lassen (z.B. eine genaue Lage einer Grünfläche). Vielmehr verteilen sich verschiedene Punkte über eine Fläche.
Ebenso sind Flächen enthalten, für die bereits ein rechtskräftiger Bebauungsplan existiert, das heißt dass die genaue Art und Ausgestaltung der Bebauung oder Nutzung eines Bereichs bereits abzusehen ist. Außerdem wurden sonstige vorliegende Pläne von Projekten einbezogen, für die es bereits eine etwas genauere Planung gibt. Diese unterschiedlichen Typen von Entwicklungsflächen mit ihrer entsprechenden Umrandung sind in der Legende beschrieben.
Grundannahmen für die Berechnung der Karten
Für eine Klimamodellierung werden die klimatischen Bedingungen an einem repräsentativen Sommertag für die Region simuliert. Dieser wird anhand von langjährigen Wetterdaten ermittelt. An einem solchen typischen Sommertag geht man von Bedingungen aus, an denen sich die deutlichsten Ausprägungen für die jeweiligen Klimasignale zeigen. Das heißt es besteht eine geringe bis keine Bewölkung, damit eine intensive Einstrahlung am Tag sowie eine intensive Ausstrahlung in der Nacht erfolgt, anhand derer sich die Auswirkungen der verschiedenen Nutzungstypen (Grünflächen, Bebauung, Gleise etc.) am genauesten beobachten lassen.
Man kann also erkennen, wie stark sich zum Beispiel eine bebaute Fläche oder eine Grünfläche erwärmt (bei Betrachtung der Tagestemperatur um 14 Uhr = stärkste Aufwärmung), wie stark sie in der Nacht wieder abkühlt (Nachttemperaturkarte um 4 Uhr = stärkste Abkühlung) und wie sie sich auf ihre Umgebung auswirkt. Zusätzlich kann durch die Berücksichtigung von weiteren Faktoren neben der Temperatur wie Luftfeuchte oder Wind eine für den menschlichen Körper gefühlte Temperatur berechnet werden und eine daraus resultierende mögliche Belastung durch Hitze abgeleitet werden.